Beschwörung (Alexander Puschkin, übersetzt von Theodor Opitz)
O wenn es wahr, daß in der Nacht, wann alle ruhen die da leben, und wand die Mondesstrahlen sacht herab auf Leichensteine schweben, o wenn es wahr ist, daß alsdann die Gräber öffnen sich. die stillen, ruf' ich, harr' ich um Leilas willen. Zu mir, mein Lieb, heran, heran!
Zeig dich, geliebter Schatten, gleich wie du erschienest vor dem Scheiden, wie Wintertag so kalt, so bleich, entstellt vom letzten Todesleiden. Schweb wie ein ferner Stern heran, wie leiser Klang, wie Windeswehen, wie ein Gesicht schrecklich zu sehn. Mir alles gleich: heran, heran.
Ich rufe dich, nicht darum, nein! um jene Bosheit anzuklagen, die töteten den Engel mein, nicht Grabesrätsel zu erfragen, nicht darum, weil mich dann und wann der Zweifel quält, ich will nur schmerzlich dir sagen, daß ich liebe herzlich, daß ich ganz dein bin, heran, heran!
O if it is true, that at night, while all those alive are resting, and when the moonbeams gently Float down onto gravestones,
O if it is true that then the graves open, the silent ones I call, I stay for Leila's sake. To me, my love, come out, come out!
Appear, beloved shade, just As you appeared before the separation, As cold as a winter's day, as pale, Distorted from the last pains of death.
Float closer as a distant star, As a gentle sound, as a light breath, As a sight horrible to see. It is all the same to me: come here, come here!
I call you, not in order, no, to charge someone with a crime, that took away my angel, nor to ascertain the mystery of death1.
Nor in order to, because now and then Doubt torments [me], I want only painfully to say to you, that I love you truly, That I am ever yours, come here, come here!